Das altherkömmliche Kontor, noch mit Federkiel und Tintenfaß – Domäne männlicher BüroangestellterEiner spontanen Idee folgend wird das Textilmuseum zur diesjährigen „Museumsnacht 2019" mechanische Büromaschinen aus der „guten alten Zeit" präsentieren. Diese rein mechanischen Wunderwerke der Rechen- und Schreibtechnik stellten damals eine Revolution im Kontor dar. Bis spät in das 19. Jahrhundert verrichteten Schreiber und Commis ihre Arbeit mit Feder und Tinte am Stehpult. In Zuge der Hochindustrialisierung nahm der überregionale Handelsverkehr beträchtlich zu. Große Kontore mit mehr als 10 Handlungsgehilfen waren keine Ausnahme. Mit der Fülle der gewachsenen Aufgaben und dem Wunsch effektiveren Arbeitens, waren die seit Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Entwicklung von mechanischen Büro- , Schreib-, und Rechenmaschinen höchst willkommen. Amerika ging dieser Entwicklung deutlich voran – um 1900 ist das Amerikanische Büro – der Inbegriff von Modernität. in Deutschland teilten sich ein Dutzend Hersteller den Markt, häufig feinmechanische Fabriken, die aus dem Service- und Repara¬turbereich im Umfeld von Textilstandorten hervorgingen, etwa die Wanderer Werke in Chemnitz, die neben Schreibmaschinen, Nähmaschinen, Fahrräder auch Motorräder und Autos fabrizierten. Mit dem verstärkten Einsatz von Büromaschinen wird die vormals männliche Domäne der Handlungsgehilfen durchbrochen und mit der Sekretärin und Typistin ein völlig neues Berufsfeld für Frauen geschaffen.
Das moderne Schreibbüro um 1900 – die Schreibsekretärin (Typistin) als neuer Frauenberuf
Mit unserer kleinen Überblicksausstellung „Auf'm Büro" kann allenfalls eine Tür zu einem sehr komplexen und interessanten Themenkomplex aufgeschlagen werden. Neben den eigenen „Schätzen" des Textilmuseums haben uns eifrige Sammler und Enthusiasten ihre Raritäten für dieses Ausstellung zur Verfügung gestellt: Manfred Küssner, Büromaschinenmechaniker in der dritten Generation, Michael Glasmeyer, Sammler aus Leidenschaft und Erwin Daniel, unserer „ltd. Techn. Direktor" und Sammler von alten Rechenmaschinen.
Hightech um 1930 – Buchungsschreibmaschine mit Zeilenschaltung (TM Rheine)Aber lang ist es her - die heut 40-jährigen werden wohl kaum in Kenntnis, geschweige denn in Anwendung einer dieser Maschinen gekommen sein. Sachkompetenz und Wissen um die Handhabung der „alten Schätzchen" ist gefragt. Wer denn mit Sachkenntnis und Geschick eines der alten Maschinen in Anwendung bringen kann, ist also zur Museumsnacht höchst willkommen. Die Ausstellung „Auf'm Büro" wird anlässlich der Museumsnacht am 3. August um 19. Uhr eröffnet und ist dann am 4., 10. und 11. August, jeweils 15 -18 geöffnet. (für Gruppen auf Anfrage) – Tel. 05971-10018/ www.textilmuseum-rheine.de
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